Manche Situationen in der Schule sind für Lehrpersonen auf jeder Stufe echte Knacknüsse: Texte zur Vorbereitung auf die Lektion werden nicht gelesen, am Unterricht beteiligen sich nur einzelne «Stars», oder einzelne Schülerinnen und Schüler bringen eine ganze Lektion zum Kippen. Dafür gibt es LUUISE-II, den Nussknacker für den Unterricht: Mit dieser Methode lässt sich das eigene Unterrichten während der Lektion, sichtbar und in Kooperation mit der Klasse weiterentwickeln.

LUUISE wurde von einem Team der PH FHNW entwickelt und steht für «Lehrerinnen und Lehrer unterrichten und untersuchen integriert, sichtbar und effektiv auf Stufe S-II». Weil sich die Methode für jedes Fach eignet, kann sie individuelle Unterrichtsentwicklung mit der Qualitätsentwicklung der gesamten Schule verbinden. Deshalb vermittelten wir vom ZEM CES der PH FHNW Schulen, die LUUISE auf der Sekundarstufe II erproben und schärfen.

Mittlerweile ist LUUISE in der Deutschschweiz bekannt und erfolgreich. Weil sie uns überzeugt, wollen wir die Methode nun auf die Romandie (unter dem Namen EEVE) und das Tessin (unter dem Namen IVVE) anpassen und einführen. Dafür sind wir in Kontakt mit Bildungsinstitutionen beider Sprachregionen.
 

Lehrerinnen und Lehrer unterrichten und untersuchen integriert, sichtbar und effektiv auf Stufe S-II und knacken so ihre Nüsse.

AKTUELL

Auf andere Sprachregionen anpassen


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ALLES VIEL ZU LANGE: KÜRZEN

Luuise fördert systematische Reflexion

In einer dreiteiligen meist schulintern organisierten Weiterbildung erlernen die Lehrpersonen, das Luuise-Verfahren ihrem eigenen Unterricht und dem schulischen Kontext anzupassen:

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Bsp. für Luuise im Schuljahr.png
  • Start: Worum geht es bei Luuise? Planung der individuellen Unterrichtsentwicklungs-Projekte

  • Zwischenstopp: Kollegialer Austausch zur Umsetzung der Projekte
  • Abschluss: Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer im Kollegium


Von intuitiver zu faktenbasierter Reflexion

Reflexion ist ein zentrales Element professionelles Handelns. Dies gilt auch für Lehrpersonen und ihren Unterricht. Das Luuise-Verfahren setzt die Reflexion in einer innovativen Weise um, indem es eine datenbasierte Reflexion aufzieht und Lehrpersonen schrittweise anleitet.

Bereits bei der Planungsphase reflektieren Lehrpersonen das selbst gewählte Thema (Knacknuss) in der Tiefe. An mehreren Stellen im Projektprozess schärfen sie ihre Überlegungen zu gutem Unterricht und seinen Gelingensbedingungen. Die Reflexion ist dabei hauptsächlich prospektiv angelegt. Jede Lehrperson strebt mit ihrem Projekt einen für ihren Unterricht relevanten bzw. erwünschten Zielzustand, als s.m.a.r.t.-Ziel formuliert, an.

Bei der Arbeit mit dem Luuise-Verfahren werden Instrumente der evidenzbasierten Unterrichtsentwicklung genutzt. Diese unterstützen Reflexionsprozesse, indem sie als unterrichtsintegrierte Instrumente Rückmeldungen ermöglichen, die die reflection-in-action der Lehrperson verstärken (Im Gegensatz zur «reflection-on-action»). Mit selbsterhobenen Daten werden Fortschritte zudem auch für Schülerinnen und Schüler sichtbar. Dies wiederum wirkt sich positiv auf Lernprozesse aus.


Luuise ermöglicht Praxis-Erforschung

Als «Hauptgeschäft» nennen Lehrpersonen fast ausnahmslos das Unterrichten; Forschung haben sie allenfalls im Rahmen einer Masterarbeit oder Promotion betrieben. Im schulischen Alltag tauchen allerdings immer wieder Fragestellungen auf, die bei Lehrpersonen auf Interesse stossen und denen sie – wären Ressourcen dafür vorhanden – vertieft nachgehen würden.

Das Luuise-Verfahren zeigt einen Weg auf, wie Lehrpersonen Antworten finden auf Fragen, die oft wichtige Momente der Lehr- und Lernprozesse betreffen oder die Balance zwischen Aufwand und Ertrag bei der Unterrichtsvorbereitung. Der Beitrag «Was Lehrpersonen nachhaltig zum Beforschen ihres Unterrichts motiviert» aus dem Journal für Schulentwicklung gibt interessanten Einblick in diese Thematik:

Aufwändige Forschungsdesigns vertragen sich nicht immer mit dem Anliegen der Lehrpersonen. In der Regel wollen sie für eine bestimmte Lerngruppe bestmögliche Rahmenbedingungen für gelingendes Lernen und möglichst hohe Lernleistungen schaffen. Vorgehensweisen der Aktionsforschung beschreiben, wie Lehrpersonen als (Er-) Forschende ihres Unterrichts Erkenntnisse zu Fragen der Praxis gewinnen. Im Unterschied zur klassischen Aktionsforschung nutzt das Luuise-Verfahren markant kürzere Kreisläufe von Handeln und Reflexion. Zudem dient die Datengewinnung vorrangig dem Erkenntnisgewinn der Lehrperson für ihre individuelle Praxis. Die in den Unterricht integrierten Datenerhebungen werden meist im Dialog mit den Schülerinnen und Schülern validiert und für den Unterricht und das Lernen nutzbar gemacht.
Weitere Hinweise auf die unterschiedlichen Ziele von Aktionsforschung und Luuise finden Sie hier:


Luuise im LLSM-Gesamtpaket der datenbasierten Unterrichtsentwicklung

Neben Luuise berücksichtigt auch «Lehren und Lernen sichtbar machen» (LLSM) Forschungsergebnisse in der Unterrichtspraxis. Die beiden Verfahren funktionieren gemeinsam.

Lernen ist komplex – unter den aktuellen Bedingungen (Schutzmassnahmen gegen das Corona-Virus) gar noch komplexer. Alle Beteiligten auf allen Ebenen sind gefordert, die Qualität des Lernens hoch zu halten. Ansatzpunkte gibt es viele. Wo Zeit und Energie investieren? Es lohnt sich, das Potenzial von Rückmeldeverfahren, eingesetzt an wichtigen «Scharnierpunkten» (Dylan Wiliam nennt sie «hinge points») zu prüfen: Bei diesen zentralen Lernmomenten werden wichtige Entscheidungen getroffen, die den Unterricht und das darin verankerte Lernen massgeblich steuern.

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Luise und LLSM.jpg

Lehrpersonen ordnen Rückmeldeverfahren im spiralförmigen Lernprozess so an, dass Lücken zwischen dem Lernstand der Schülerinnen und Schüler und deren Lernzielen erkannt und bearbeitet werden können.

Good Practice und Erfolgsfaktoren

Beispiele aus dem Fachunterricht

Englischunterricht

Diskussionen zu aktuellen Themen kommen im Englischunterricht eines technischen Gymnasiums nur schleppend in Gang. Mit Luuise werden die Argumentationskompetenzen so aufgebaut, dass sich weit über die Hälfte der Klasse an einer 30-minütigen Diskussion beteilgt.


Chemieunterricht

Schülerinnen und Schüler einer 3. und 4. Gymnasialklasse sind zu wenig in der Lage, bereits erworbrene Kenntnisse über „Ionenverbindungen“ auf neue Aufgabenstellungen anzuwenden. Durch eine gezielte Unterrichtsintervention kann die Lehrperson die Lernvoraussetzung für ein besseres Tiefenverständnis verändern.

WEiterführende Informationen


Luuise – ein Powertool der Unterrichtsentwicklung